Der 360° IP-Ansatz
Der hier vorgestellte Ansatz basiert auf den wegweisenden Arbeiten von Prof. Dr. A. J. Wurzer und seinen Kollegen T. Grünewald und W. Berres. Das zugrundeliegende Werk (an dem ich selbst nicht beteiligt war) kann hier direkt beim Verlag bezogen werden.
Diese Methodik habe ich zusammen mit den Autoren über die letzten Jahre weiterentwickelt und erfolgreich in Unternehmen eingeführt. Mein Beitrag dabei war, diesen vielleicht etwas akademisch angehauchten Ansatz noch ein wenig praxistauglicher zu machen, die Einführung in ein Unternehmen zu optimieren und über die Kombination mit der DIN 77006 dafür zu sorgen, dass diese Strategie nicht nur ein Strohfeuer entfacht, sondern langfristig gelebt wird, um somit den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens auf Dauer zu sichern.
Mein Beitrag


Ohne jedweden Schutz (Patente, Marken, Designs) werden Sie vermutlich mit einem moderaten Preis starten, der sehr schnell erodiert, sobald Nachahmer auf den Markt kommen. Diese haben leichtes Spiel, weil sie nur 1:1 nachbauen müssen und allein schon deshalb deutlich günstiger sind als Sie, weil sie keine Entwicklungskosten hatten. Es verbleibt nur noch der Differenzierungswettbewerb über den Preis.
Mit einem wie auch immer gearteten Schutz (klassische IP-Strategie) startet man preislich schon einmal höher und kann auch länger davon profitieren, weil ein 1:1-Nachbau ausscheidet. Zumindest in Teilaspekten müssen Umgehungslösungen gefunden und entwickelt werden, bevor ein Trittbrettfahrer auf den Markt kommen kann.
Der hier vorgeschlagene Ansatz einer 360° IP-Strategie ermöglicht es, das Preispremium möglichst lange zu halten, im Idealfall für zwanzig Jahre, das ist die maximale Laufzeit von Patenten.
Ihr wirtschaftlicher Nutzen


Warum der Business Case so essenziell für die IP-Strategie ist, soll ein einfaches Beispiel aus dem Bereich der Druckertechnologie zeigen:
Ein Ingenieur wird die Patente auf seine innovativsten Features richten, die er mit großem Aufwand entwickelt hat. Wenn der Business Case ohne diese Features quasi genauso gut funktioniert, bringt das nicht viel. Der Produktmanager für Office-Drucker verdient sein Geld mit den Wartungsverträgen. Also braucht er Schutz auf Robustheit und Wartungsfreundlichkeit. Der Produktmanager für Heimdrucker dagegen setzt auf den langjährigen Bezug von Original-Kartuschen und benötigt Schutz für die Kompatibilität von Drucker und Kartuschen.
Man sieht: Je nach Business Case stehen völlig andere Aspekte im Fokus und der technische Innovationsgrad ist nachrangig. Hier setzt die 360° IP-Strategie an.
Der Business Case im Fokus


Risiken beherrschen, also die systematische Überwachung von Wettbewerber-Schutzrechten ist der erste (und wichtigste) Baustein. Warum? Erst muss ich sicherstellen, dass ich mein Produkt überhaupt verkaufen darf, bevor ich mir Gedanken darüber mache, ob mich jemand kopiert.
Imitation unterdrücken steht für den klassischen IP-Ansatz, Patente aus einzelne (innovative) Merkmale zu richten. Das hilft in der Tat schon mal ein Stück weit gegen 1:1-Kopien, sind ggfs. aber trotzdem leicht(er) umgehbar.
Exklusivität schaffen bildet den Kern der 360° IP-Strategie: Es findet ein Umdenken statt, weg von der Frage, "Was habe ich entwickelt?" hin zu der Frage "Was möchte ich am Markt nicht sehen?". Hier kommt erstmals überhaupt in der IP-Welt der Kunde selbst ins Spiel: Was will er eigentlich? Wofür ist er bereit zu zahlen? usw. Das bedeutet, es braucht einen deutlich umfassenderen Patentschutz für Ihre Produkte, der ggfs. auch solche Aspekte mit abdeckt, die Sie vielleicht selbst garnicht realisieren möchten, von denen Sie aber auch nicht wollen, dass das ein Wettbewerber erkennt und so eventuell an Ihrem innovativen Image kratzt.
Last, but not least: Exklusivität kommunizieren. Wenn Sie eine solche Exklusivität haben, dann sollten Sie sie im Marketing auch effektiv einsetzen. Hier arbeiten IP und Vertrieb Hand in Hand.
Die 360° IP-Strategie in a nutshell
Dr.-Ing. Martin Bookjans
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